Pressemitteilung:
Drei von vier Personen fühlen sich gesundheitlich gut oder sehr gut; chronische Krankheiten dennoch weit verbreitet
Wien, 2020
"Österreich wird immer gesünder: Der Anteil der Personen, die mit ihrem Gesundheitszustand zufrieden sind, hat sich in den letzten drei Jahrzehnten um 8 Prozentpunkte erhöht. Gleichzeitig ist gerade im höheren Alter der Anteil derer hoch, die an chronischen Krankheiten leiden", sagt Tobias Thomas, Generaldirektor von Statistik Austria.
Drei Viertel der Bevölkerung in subjektiv guter Gesundheit, mit zunehmendem Alter Verschlechterung des gesundheitlichen Wohlbefindens
75% der österreichischen Bevölkerung ab 15 Jahren beurteilen ihren eigenen Gesundheitszustand als sehr gut oder gut, 1991 hatten lediglich 67% ihren Gesundheitszustand als sehr gut oder gut eingeschätzt. Laut der aktuellen Erhebung fühlen sich nur 6% gesundheitlich schlecht oder sehr schlecht, 1991 waren es 8%. Frauen sehen ihren Gesundheitszustand generell etwas pessimistischer als Männer.
Mit zunehmendem Alter verschlechtert sich der subjektive Gesundheitszustand: Während 92% der jungen Bevölkerung (bis 29 Jahre) die eigene Gesundheit als sehr gut oder gut bewerten, tun dies nur noch 40% der 75-Jährigen und Älteren. Jede fünfte Person in dieser Gruppe stufte ihren allgemeinen Gesundheitszustand sogar als schlecht oder sehr schlecht ein.
Häufigste Gesundheitsprobleme: Rückenschmerzen, Allergien und Bluthochdruck
Insgesamt gaben zwei Drittel der österreichischen Bevölkerung ab 15 Jahren an, zumindest an einer chronischen Krankheit zu leiden. Am häufigsten wurden Kreuzschmerzen, Allergien und Bluthochdruck genannt. Diabetes mellitus, Herz- oder Krebserkrankungen waren deutlich seltener.
Der Anteil der Personen mit mindestens einer chronischen Krankheit nimmt mit dem Alter zu. Ist bei den 15- bis 44-Jährigen noch eine knappe Mehrheit (52%) frei von chronischen Krankheiten, sind in der Altersgruppe 45 bis 59 Jahre bereits 73% von zumindest einer Erkrankung betroffen. Bei der Bevölkerung ab 60 Jahren sind es sogar 86%, wobei in diesem Alter viele Personen mehrere gesundheitliche Probleme gleichzeitig haben.
Mehr als ein Viertel der Bevölkerung hat chronische Kreuzschmerzen oder ein anderes chronisches Rückenleiden (26% bzw. 1,9 Mio. Personen). In der Altersgruppe 75+ sind sogar jede zweite Frau und jeder dritte Mann betroffen.
Ähnlich häufig sind Allergien (1,7 Mio. Betroffene). Frauen berichteten etwas öfter über dieses Gesundheitsproblem als Männer (24% bzw. 21%). Im Gegensatz zu den meisten anderen chronischen Erkrankungen kommen Allergien häufiger bei jungen Menschen und im mittleren Erwachsenenalter vor. An dritter Stelle der gesundheitlichen Probleme steht der Bluthochdruck: 1,6 Mio. Menschen sind davon betroffen, das ist jede fünfte Person ab 15 Jahren. Auch hier ist steigt die Zahl der Betroffenen mit zunehmendem Alter: In der Altersgruppe 75+ gaben mehr als die Hälfte einen Bluthochdruck an. Chronische Nackenschmerzen betreffen wesentlich mehr Frauen (25%) als Männer (14%).
Der Erhebung zufolge haben österreichweit rund
9% der Bevölkerung im Alltag stark eingeschränkt
Die Bevölkerung ab 55 Jahren wurde genauer zu den
empfundenen Einschränkungen befragt. Über Probleme bei der selbständigen
Ausübung der täglichen Körperpflege und Versorgung der eigenen Person
berichteten rund
Etwas mehr als die Hälfte der Bevölkerung mit der Qualität der medizinischen Versorgung zufrieden
Erstmals wurde auch die Zufriedenheit mit der medizinischen Versorgung in Österreich abgefragt. Sechs von zehn Personen ab 15 Jahren bezeichnen deren Qualität als hervorragend oder sehr gut. Weniger zufrieden sind vor allem Frauen zwischen 45 und 59 Jahren – 17% vergaben die Noten ausreichend oder sehr schlecht. Ebenfalls weniger zufrieden sind Personen, die unter chronischen Krankheiten litten.
Knapp zwei Drittel der Männer (63%) und etwas mehr als die Hälfte der Frauen (55%) sehen im österreichischen Gesundheitssystem allenfalls die Notwendigkeit kleiner Verbesserungen. Wesentliche Änderungen wünscht sich gut ein Drittel der österreichischen Bevölkerung, eine grundlegende Neugestaltung halten 5% für notwendig.
Detaillierte Ergebnisse zur Gesundheitsbefragung finden Sie auf unserer Webseite sowie in der Publikation "Gesundheitsbefragung 2019 – Hauptergebnisse und methodische Dokumentation"(PDF, 3,7 MB).
Methodische
Informationen, Definitionen: Statistik Austria führte im Auftrag
des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz
sowie der Bundesgesundheitsagentur von Oktober 2018 bis September 2019
eine auf der Europäischen Gesundheitsbefragung basierende österreichweite
Erhebung zum Thema Gesundheit durch. Insgesamt wurden
Themen der Befragung waren zum einen der Gesundheitszustand
der Bevölkerung, also das Auftreten bestimmter Krankheiten und Gesundheitsprobleme,
Schmerzen, funktionaler Beeinträchtigungen sowie das Ausmaß bzw. der
Bedarf an Unterstützung bei Aktivitäten des täglichen Lebens. Ein
zweiter Themenbereich betraf das Gesundheitsverhalten.
Hier wurden Daten zu Risikofaktoren (Rauchen, Alkohol, Adipositas) sowie
zu Ernährung, körperlicher Aktivität und Gesundheitsvorsorge erhoben.
Ein dritter Aspekt betraf die Inanspruchnahme
von Gesundheitsleistungen. Eltern lieferten Informationen zum
Gesundheitszustand ihrer im Haushalt lebenden Kinder.
Zumindest eine chronische Krankheit:
Für die Befragung stand eine Liste von 19 häufigen oder schwerwiegenden
chronischen Krankheiten zur Auswahl.
Für Zeitreihenvergleiche wurden altersstandardisierte
Häufigkeiten berechnet, um Effekte auszuschalten, die auf Unterschiede
in der Altersstruktur der Vergleichsgruppen zurückzuführen sind.
Die Interviews wurden überwiegend persönlich und computerunterstützt
durchgeführt (CAPI – Computer Assisted Personal Interviewing). Die
Erhebung über die Lebensqualität und körperliche Aktivität erfolgte
mittels eines selbst auszufüllenden Fragebogens im Anschluss an das
persönliche Interview. Rund 10% füllten einen webbasierten Fragebogen
aus. Die österreichweite Ausschöpfung lag bei 50,5%.
Die Teilnahme an der Befragung war freiwillig. Zu beachten ist ein möglicherweise
sozial erwünschtes Antwortverhalten besonders bei einzelnen, möglicherweise
sensiblen oder für die Zielperson unangenehmen Fragen, wie zum Alkoholkonsum
oder zum Rauchen.
Rückfragen zum Thema beantwortet in der Direktion
Bevölkerung, Statistik Austria:
Mag. Jeannette KLIMONT, Tel.:
Medieninhaber, Hersteller und Herausgeber:
Bundesanstalt Statistik Österreich, 1110 Wien, Guglgasse 13,
Tel.:
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