Pressemitteilung:
Mehr als zwei Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in Österreich
Wien, 2020
"Österreich wird bunter. Der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund ist in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen. Bei der Arbeitsmarktintegration gibt es dabei markante Unterschiede: Je besser die Bildungsstruktur und je höher die Erwerbsbeteiligung von Frauen, desto eher sind Migrationsgruppen in den Arbeitsmarkt integriert", sagt Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas zum heute erschienenen Statistischen Jahrbuch für Migration und Integration.
Zweite Zuwanderergeneration in Österreich umfasst mehr als eine halbe Million Menschen
Etwa 1,528 Millionen Menschen gehören der sogenannten
ersten Generation an, da sie selbst im Ausland geboren wurden und nach
Österreich zugezogen sind. Die verbleibenden rund
Geringere Erwerbstätigkeit der Bevölkerung mit Migrationshintergrund
Personen mit Migrationshintergrund stehen in etwas geringerem Maße als Österreicherinnen und Österreicher im Erwerbsleben. So lag die Erwerbstätigenquote von 15- bis 64-jährigen Personen mit Migrationshintergrund im Jahr 2019 bei 67%, jene der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund dagegen bei 76%. Personen aus EU- bzw. EFTA-Staaten wiesen mit 73% ähnliche Erwerbstätigenquoten auf wie die Bevölkerung ohne Migrationshintergrund. Bei Personen aus Drittstaaten war das Ausmaß der Erwerbstätigkeit dagegen deutlich niedriger (63%) und schwankte innerhalb dieser Gruppe stark: Lag im Jahr 2019 die Erwerbsbeteiligung von Personen mit Migrationshintergrund aus den Nachfolgestaaten Jugoslawiens (ohne Slowenien und Kroatien) bei 70%, betrug sie bei Personen aus Afghanistan, Syrien und dem Irak nur 41%.
Große Unterschiede in der Bildungsstruktur je nach Herkunft der Migrantinnen und Migranten
Die Chancen am Arbeitsmarkt hängen jedoch in hohem Ausmaß vom vorhandenen Qualifikationsniveau ab, und dieses unterscheidet sich nach Migrationsgruppe stark. Während 2019 rund 19% der 25- bis 64-Jährigen ohne Migrationshintergrund einen akademischen Abschluss hatten, traf dies auf 44% aller Gleichaltrigen aus den EU-Staaten vor 2004 sowie den EFTA-Staaten zu. Auch Personen aus den EU-Beitrittsstaaten 2004 wiesen einen besonders hohen Akademikeranteil (28%) auf. Bei den Migrantinnen und Migranten aus dem ehemaligen Jugoslawien (außerhalb der EU; 11%) oder der Türkei (6%) zeigten sich hingegen deutlich niedrigere Quoten.
Zudem verfügten 2019 nur 9% der Bevölkerung im Alter von 25 bis 64 Jahren ohne Migrationshintergrund maximal über einen Pflichtschulabschluss. Dieser Anteil war bei der Bevölkerung mit türkischem Migrationshintergrund mit 58% mehr als sechsfach so hoch. Ebenfalls hohe Anteile an Personen mit nur Pflichtschulbildung gab es bei Migrantinnen und Migranten aus dem ehemaligen Jugoslawien außerhalb der EU (28%) sowie bei jenen aus den drei jüngsten EU-Beitrittsstaaten Bulgarien, Rumänien und Kroatien (23%). Deutlich geringere Anteile der Bevölkerung mit maximal Pflichtschulabschluss gab es bei den Migrationsgruppen aus EU-Staaten vor 2004 sowie den EFTA-Staaten (5%) und aus den EU-Beitrittsstaaten 2004 (6%).
Bei den sonstigen Drittstaatsangehörigen gab es sowohl einen hohen Akademikeranteil (32%) als auch einen hohen Anteil an Personen, die keine über die Pflichtschule hinausgehende Qualifikation erworben hatten (30%). Diese Gruppe ist jedoch sehr heterogen und umfasst auch alle Migrantinnen und Migranten aus Amerika, Afrika, Asien und Australien.
Detaillierte Ergebnisse bzw. weitere Informationen finden Sie im statistischen Jahrbuch für Migration & Integration 2020.
Informationen
zur Methodik, Definitionen: Das statistische Jahrbuch für Migration &
Integration erscheint in der vorliegenden Form zum elften Mal. Neben
aktuellen Daten und Fakten rund um die Themen Migration und Integration
sind darin auch 25 im nationalen Aktionsplan für Integration definierte
Indikatoren zur Beurteilung von Integrationsprozessen enthalten –
von demographischen Aspekten über die sozioökonomische Situation bis
zum Thema Sicherheit. Durch das Einbeziehen unterschiedlicher Quellen
sowie durch Anreicherung von vorhandenen Daten konnten quer über alle
Statistikbereiche aussagekräftige Informationen zusammengetragen werden.
Die Zahlen zum Migrationshintergrund
sowie zu den Erwerbstätigen wurden
aus einer Stichprobenerhebung (Mikrozensus)
hochgerechnet. Sie unterliegen daher einer statistischen Schwankungsbreite.
Aus diesem Grund werden nur gerundete Ergebnisse
dargestellt.
Migrationshintergrund haben jene Personen,
deren Eltern beide im Ausland geboren wurden. Personen mit nur einem
in Österreich geborenen Elternteil haben dieser Definition folgend
keinen Migrationshintergrund. Für die Zuordnung des Herkunftslandes
ist das Geburtsland der Mutter ausschlaggebend.
Die Erwerbstätigenquote stellt den
Anteil der erwerbstätigen Personen im Alter von 15 bis 64 Jahren in
Prozent der Bevölkerung gleichen Alters dar. Als erwerbstätig
gilt nach ILO-Definition, wer zum Zeitpunkt der Befragung mindestens
eine Stunde pro Woche gearbeitet hat bzw. nur aufgrund von Urlaub, Krankheit
etc. nicht gearbeitet hat. Personen in Elternkarenz sowie Lehrlinge
gelten ebenfalls als erwerbstätig, nicht aber Präsenz- und Zivildiener.
Drittstaaten: Alle Staaten außer EU-Staaten,
mit der EU assoziierte Kleinstaaten oder EFTA-Staaten.
Bildungsstand der 25- bis 64-Jährigen 2019 nach Migrationshintergrund
Rückfragen zum Thema beantwortet die Direktion
Bevölkerung, Statistik Austria:
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