Pressemitteilung:
Standardisierte Reife- und Diplomprüfung führt zu Verschiebung der Erfolgsquoten von den Sommerterminen in den Herbst und Winter
Wien, 2019
Teilweise Verschiebungen auf die Nebentermine
Die niedrigeren Erfolgsquoten des Sommertermins werden durch höhere Erfolgsquoten bei den Nebenterminen im Herbst und Winter teilweise kompensiert. Nach beiden Nebenterminen stieg die Erfolgsquote an den AHS (2014/15) auf 93,1% und an den BHS auf 93,2% (2015/16). Im Schuljahr vor der Einführung der SRDP der jeweiligen Schultypen lag die Erfolgsquote der jeweiligen Abschlussklassen nach drei Antrittsterminen an den AHS bei 95,2% (2013/14) und an den BHS bei 96,3% (2014/15). Seit der Einführung der SRDP ist also für einen Teil der Schülerinnen und Schüler eine zeitliche Verschiebung der Reifeprüfungsabschlüsse zu den Nebenterminen zu erkennen, die sich auch auf den Eintritt ins Hochschulsystem auswirkt.
Veränderungen beim Übertritt ins Hochschulsystem
Rund 27,2% der männlichen AHS-Absolventen und 75,9% der AHS-Absolventinnen des Abschlussjahrgangs 2007/08 traten im ersten Wintersemester nach ihrer Matura ins Hochschulsystem über. Die unterschiedlichen Anteile bei Männern und Frauen erklären sich großteils durch den Grundwehr- bzw. Zivildienst. Beim Abschlussjahrgang 2010/11, drei Jahre später, stieg dieser Anteil auf 33,3% der AHS-Absolventen und 78,0% der AHS-Absolventinnen, während der Anteil jener, die erst nach dem zweiten Wintersemester oder gar nicht studieren wollten, recht stabil blieb. Deutliche Veränderungen zeigten sich nach Einführung der SRDP: Der Anteil der Personen, die erst nach dem zweiten Wintersemester oder gar nicht immatrikulierten, stieg an. Von 2014/15 bis 2015/16 stieg dieser Anteil bei den männlichen Absolventen an den AHS von 17,9% auf 21,0% (Frauen: 14,0% auf 16,6%) und an den BHS von 51,2% auf 54,7% (Frauen: 46,2% auf 48,6%).
Das Zusammenspiel von mehreren Faktoren beeinflusst den Erfolg
Mittels eines multivariaten Modells wurden soziodemographische Faktoren ermittelt, die das Bestehen der Reifeprüfung beim ersten Termin (Sommer 2017) wesentlich beeinflussen. Ein wichtiger Faktor ist der höchste Bildungsabschluss der Eltern: Je höher der Bildungstand der Eltern desto höher ist die Wahrscheinlichkeit die Reifeprüfung beim Sommertermin zu bestehen. Ebenso hat das Geburtsland der Eltern einen Einfluss auf das Bestehen, wobei jenes der Mutter einen größeren Effekt als das des Vaters hat: Ist die Mutter nicht in Österreich geboren, so ist die Wahrscheinlichkeit beim Sommertermin positiv zu bestehen geringer. Weitere Einflussfaktoren auf individueller Ebene sind das Geschlecht (höhere Wahrscheinlichkeit für Schülerinnen) und die absolvierte Schulform auf Sekundarstufe I (Abschluss einer AHS erhöht die Wahrscheinlichkeit im Vergleich zu einer HS/NMS). Darüber hinaus zeigen sich eher geringe Effekte für die Merkmale Umgangssprache und das Bundesland. Das Geburtsland der Schülerin bzw. des Schülers oder das Einkommen der Eltern verlieren im multivariaten Modell ebenso ihre Bedeutung. Eine nicht zu vernachlässigende Rolle spielt auch welche Schule bzw. welche Klasse die Schülerin bzw. der Schüler besucht. Es existiert also kein einzelner "Erfolgsfaktor", vielmehr ist es das Zusammenwirken vieler kleinerer Effekte, die den Erfolg einer Schülerin bzw. eines Schülers positiv oder negativ beeinflussen.
Detaillierte Ergebnisse bzw. weitere Informationen zur standardisierten Reife- und Diplomprüfung (SRDP) finden Sie auf unserer Webseite sowie in der Präsentation zum Pressegespräch. Die Publikation "Bildung in Zahlen 2017/18" und der ergänzende Tabellenband stehen als Downloads auf unserer Webseite zur Verfügung.
Informationen
zur Methodik, Definitionen: Die Ergebnisse der standardisierten
Reife- und Diplomprüfung (SRDP) wurden für die Schuljahre 2016/17 und
2017/18 von Statistik Austria im Auftrag des Bundesministeriums für
Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) erhoben. Im Rahmen der SRDP
wurde Statistik Austria für das Schuljahr 2016/17 zusätzlich mit tiefergehenden
Analysen beauftragt. Für die multivariaten Analysen wurden Daten aus
der Bildungsverlaufsstatistik und einer Reihe weiterer Statistikdaten
(z. B. Informationen über das Geburtsland der Eltern) herangezogen.
Um zeitliche Entwicklungen darstellen zu können, wurden bis zum Sommertermin 2016/17
Daten aus der Schulstatistik verwendet. Die Ergebnisse der Nebentermine
des Schuljahres 2017/18 werden voraussichtlich im September 2019 veröffentlicht.
Erfolgsquote: Anteil der Schülerinnen
und Schüler mit erfolgreich bestandener Reife- und Diplomprüfung des
jeweiligen Abschlussjahrgangs
Multivariates Modell: Das Modell ermöglicht
eine gleichzeitige Betrachtung, welche Faktoren dazu beitragen, dass
Personen bereits beim erstmöglichen Antritt die Reife- bzw. Diplomprüfungen
bestehen. Dazu werden die vorliegenden Daten aus dem Schuljahr 2016/17
verwendet und Schülerinnen und Schüler betrachtet, die im Sommer 2017
ihren ersten Antritt bei der Reife- bzw. Diplomprüfung hatten.
Rückfragen zum Thema beantworten in der Direktion
Bevölkerung, Statistik Austria:
Mag. Markus BÖNISCH, Tel.:
Jasmin ZHENG, BA, Tel.:
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