Pressemitteilung:
Bildung in Zahlen 2020/21: mehr aufstiegsberechtigte Schülerinnen und Schüler; höhere Erfolgsquoten zum Matura-Haupttermin; mehr Studierende an öffentlichen Universitäten
Wien, 2022
"Die Corona-Pandemie hat sich im Schuljahr 2020/21 stark auf den Bildungsbereich ausgewirkt. Die kurzfristigen negativen Folgen auf den formalen Bildungserfolg konnten jedoch weitgehend abgefedert werden: So haben während der Corona-Pandemie aufgrund gelockerter Versetzungsregeln deutlich weniger Schülerinnen und Schüler eine Klasse wiederholen müssen als in den Jahren davor und bei der Zentralmatura haben Erleichterungen zu einer höheren Erfolgsquote geführt. Ob die Corona-Krise und die mit ihr verbundenen Maßnahmen auch Langfristfolgen haben werden, wird sich erst noch zeigen", so Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas.
Bildungsniveau steigt: 19% der Personen im Haupterwerbsalter haben einen Hochschul- oder Akademieabschluss
Das Bildungsniveau der österreichischen Bevölkerung ist im letzten halben Jahrhundert beträchtlich gestiegen. Seit 1981 ist der Anteil derer, die höchstens einen Pflichtschulabschluss erreichen, an der österreichischen Wohnbevölkerung im Haupterwerbsalter von 25 bis 64 Jahren von 46,0% auf 17,6% im Jahr 2019 gesunken, während sich der Anteil der Personen mit dem Abschluss einer Hochschule oder Akademie im gleichen Zeitraum vervierfacht hat (von 4,5% auf 18,6%, siehe Tabelle 1). Damit liegt im internationalen Vergleich der Bevölkerungsanteil mit Hochschulabschluss in Österreich im Mittelfeld, jener mit höchstens Pflichtschulausbildung liegt unter dem EU 22-Schnitt.
Mehr Aufstiegsberechtigte in den Corona-Jahren
Weil aufgrund der Corona-Pandemie die Bedingungen für den Aufstieg in die nächste Klasse gelockert wurden (siehe Methodenbox), ist in allen Schultypen der Anteil der nicht aufstiegsberechtigten Schülerinnen und Schüler im Vergleich zu den Vorjahren deutlich zurückgegangen.
Dabei führen die gelockerten Aufstiegsbedingungen im Schuljahr 2019/20 vor allem in der Sekundarstufe II zu einem deutlichen Rückgang der nicht Aufstiegsberechtigten. Lag der Anteil der nicht Aufstiegsberechtigten in der AHS-Oberstufe in den Vorjahren noch zwischen 8% und 10%, so ging dieser am Ende des Schuljahres 2019/20 auf 5,1% zurück. In berufsbildenden höheren Schulen (BHS) gab es einen Rückgang auf 6,7%, nachdem der Anteil in den Vorjahren noch zwischen 10% und 12% gelegen war (siehe Tabelle 2).
Hohe Erfolgsquote beim Haupttermin der standardisierten Reife- und Diplomprüfung in den ersten beiden Corona-Jahren
Seit dem Haupttermin 2020 gibt es auch bei der standardisierten Reife- und Diplomprüfung (sRDP) einige Erleichterungen (siehe Informationen zur Methodik). Mit der "Corona-Matura" stieg die Erfolgsquote zum Haupttermin (2020: 94,3%; 2021: 93,5%) im Vergleich zum Vorjahr (2019: 85,1%) deutlich an. Rund 4,3% der Kandidatinnen und Kandidaten waren zum Haupttermin 2021 in mindestens einem Fach negativ. Im Jahr 2019 (vor der Corona-Pandemie) waren es mit 12,7% rund dreimal so viele (siehe Tabelle 3).
Anstieg der Zahl der ordentlich Studierenden an öffentlichen Universitäten im Corona-Jahr
In den vergangenen 30 Jahren kennzeichneten insbesondere
die stark ansteigenden Studierendenzahlen den Universitätsbereich.
Die Einführung von allgemeinen Studienbeiträgen hat im Wintersemester 2001/02
zu massiv rückläufigen Studierendenzahlen an öffentlichen Universitäten
geführt
Deutlicher Rückgang bei Weiterbildungsteilnahmen im Jahr 2020
Im Jahr 2020 lag die Teilnahme an Weiterbildungen Corona-bedingt
mit
Spezialthema: Wegzüge nach Universitätsabschluss
Im Rahmen des Projekts "Wegzüge und Berufseinstieg
von Universitätsabsolventinnen und -absolventen" im Auftrag des
Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung wurden 2021
von Statistik Austria Studienabschlüsse ordentlicher Studierender an
öffentlichen Universitäten aus den Jahren 2008/09 bis 2018/19 näher
betrachtet. Besondere Aufmerksamkeit in der öffentlichen Diskussion
bekommen die Absolventinnen und Absolventen des Diplomstudiums Humanmedizin.
Der Großteil der Absolventinnen und Absolventen dieser Gruppe, nämlich
Detaillierte Ergebnisse bzw. weitere Informationen zur Bildungsstatistik finden Sie in der Publikation Bildung in Zahlen 2020/21, im dazugehörigen Tabellenband sowie auf unserer Webseite, Ergebnisse zu Wegzügen im Bericht "Wegzüge und Berufseinstieg von Universitätsabsolventinnen und -absolventen 2021" (PDF, 2 MB).
Informationen
zur Methodik, Definitionen:
Bildungsstand: Die Daten über den Bildungsstand
der österreichischen Bevölkerung im Haupterwerbsalter entstammen den
nationalen Volkszählungen und dem Bildungsstandregister.
EU22: Für einige internationale Indikatoren wurde der
EU22-Durchschnitt gerechnet. Dieser entspricht dem ungewichteten Mittel
der 22 OECD-Staaten, welche gleichzeitig Teil der EU 27-Staaten sind:
Österreich, Belgien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich,
Griechenland, Irland, Italien, Lettland, Litauen, Luxemburg, die Niederlande,
Polen, Portugal, die Slowakische Republik, Slowenien, Spanien, Schweden,
die Tschechische Republik und Ungarn.
Standardisierte Reife- und Diplomprüfung (SRDP):
Die Ergebnisse der standardisierten Reife- und Diplomprüfungen der
Haupttermine und der Nebentermine wurden von Statistik Austria im Auftrag
des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF)
österreichweit erhoben und aufbereitet. Zum Haupttermin 2021 wurden
standardisierte Prüfungen im Mai 2021 und mündliche Prüfungen im
Juni bzw. Juli 2021 durchgeführt. Die Nebentermine des Schuljahres
2019/20 fanden im Herbst 2020 (September - Oktober) und im Winter 2020/21
(Jänner - Februar) statt.
Erfolgsquote: Anteil der Kandidatinnen und Kandidaten mit erfolgreich
bestandener Reife- und Diplomprüfung an allen angetretenen Kandidatinnen
und Kandidaten.
Pandemiebedingte rechtliche Anpassungen:
Aufgrund der Anfang 2020 beginnenden Covid19-Pandemie wurden während
des Schul- bzw. Studienjahres 2019/20 folgende rechtliche Anpassungen
vorgenommen:
Aufstiegsbedingungen am Schuljahresende: Auch aufgrund der weit verringerten
Anzahl an Unterrichtstagen vor Ort an den Schulen wurde hinsichtlich
der Aufstiegsberechtigung die Erleichterung getroffen, dass nach dem
Schuljahr 2019/20 alle Schülerinnen und Schüler mit einem "Nicht
genügend" und alle Volksschülerinnen und Volksschüler automatisch
aufstiegsberechtigt waren; zusätzlich entschied bei Schülerinnen und
Schülern mit zwei oder mehr "Nicht genügend" die Klassen-
bzw. Schulkonferenz, ob das Aufsteigen in die nächste Klasse möglich
war.
Matura (Reife- und Diplomprüfung): Zum Haupttermin 2020 war im Rahmen
der Reife- und Diplomprüfung der mündliche Teil ebenso wie die Präsentation
der vorwissenschaftlichen Arbeiten bzw. Diplomarbeiten nur freiwillig.
Die Anzahl der Themenbereiche bei den mündlichen Prüfungen wurde eingeschränkt.
Beim schriftlichen Teil, der "standardisierten Reife- und Diplomprüfung
(sRDP)", wurde einerseits die Arbeitszeit um 60 Minuten verlängert,
andererseits konnte bei der Wahl von vier schriftlichen Prüfungen eine
abgewählt werden. Außerdem wurden die Noten der letzten Schulstufe(n)
in die Benotung der sRDP miteinbezogen. Diese Veränderungen blieben
größtenteils auch für den Haupttermin 2021 erhalten. Zusätzlich
muss seit dem Haupttermin 2021 bei der schriftlichen Prüfung ein Schwellenwert
erreicht bzw. die Kompensationsprüfung bestanden werden, damit die
Leistung der letzten Schulstufe(n) einbezogen werden kann. Bei der Reife-
und Diplomprüfung im Sommer 2022 ist der mündliche Teil und auch die
Präsentation der vorwissenschaftlichen Arbeiten bzw. Diplomarbeiten
wieder verpflichtend und es kann keine schriftliche Prüfung abgewählt
werden. Die Anzahl der Themenbereiche bei den mündlichen Prüfungen
kann eingeschränkt werden.
Hochschulzugang: Aufgrund der COVID
Weiterbildungsteilnahme: Die Daten stammen
aus der Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung und beziehen sich auf die
Teilnahme an Kursen und Schulungen in den letzten vier Wochen.
Rückfragen zum Thema beantworten in der Direktion
Bevölkerung, Statistik Austria:
Mag. Regina RADINGER, Tel.:
MMag. Guido SOMMER-BINDER, Tel.:
Medieninhaber, Hersteller und Herausgeber:
Bundesanstalt Statistik Österreich
1110 Wien, Guglgasse 13, Tel.:
presse@statistik.gv.at
© STATISTIK AUSTRIA