Pressemitteilung:
Spitalsentlassungen 2019: weniger und kürzere stationäre Krankenhausaufenthalte
Wien, 2021
Stationäre Behandlungen verlagern sich zunehmend in den tagesklinischen und spitalsambulanten Bereich
Der langjährige Vergleich zeigt, dass die Zahl der Spitalsentlassungen im Bereich der Akutversorgung in den ersten zwanzig Jahren nach Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1989 um rund 60% stieg; rechnet man das Bevölkerungswachstum heraus, liegt der Anstieg noch immer bei 47%. Danach pendelte sich die Zahl stationärer Aufenthalte auf einem Niveau von rund 2,7 Millionen pro Jahr ein, um von 2016 bis 2019 wieder um rund 12% zu sinken.
Dieser Rückgang stationärer Aufenthalte ist vor allem auf ein in den Jahren 2017 und 2018 sukzessive eingeführtes und mit 1. Jänner 2019 verbindlich in Kraft getretenes Abrechnungsmodell zurückzuführen, bei dem bisher als tagesklinisch codierte Leistungen nun als spitalsambulant erfasst werden, was eine teilweise Verlagerung von stationärer tagesklinischer zu spitalsambulanter Versorgung nach sich gezogen hat.
Zugleich steigt auch mit dem Fortschritt medizinischer Untersuchungs- und Behandlungstechnologien die Zahl an minimalinvasiven Eingriffen, die im Rahmen von kürzeren Spitalsaufenthalten erbracht werden können. Dies wiederum führt zu einer Verschiebung vollstationärer Behandlungen in den tagesklinischen Bereich.
Weniger und kürzere Aufenthalte in Akutkrankenanstalten
Die Verlagerung stationärer Behandlungen in den tagesklinischen und spitalsambulanten Bereich erklärt auch den Rückgang der Spitalsaufenthalte in Akutkrankenanstalten in den vergangenen drei Jahren um fast 12%. Die Zahl der sogenannten "Null-Tagesaufenthalte", bei denen die Aufnahme und die Entlassung am selben Tag erfolgen, verringerte sich von 2016 auf 2019 um nahezu 39%, im vollstationären Segment wurden im gleichen Zeitraum um 3% weniger Entlassungen erfasst. Damit einher geht auch eine kontinuierliche Verkürzung der durchschnittlichen Spitalsaufenthaltsdauer um fast 43% seit dem Jahr 1989 (1989: 11,0 Tage, 2019: 6,3 Tage). Verbrachte die Hälfte der vollstationär aufgenommenen Personen 1989 noch bis zu 6,9 Tage im Spital, so waren es 2019 nur mehr 3,4 Tage.
Minimalinvasive chirurgische Eingriffe im tagesklinischen Setting
In österreichischen Spitälern wurden im Jahr 2019
insgesamt
Von den im Jahr 2019 tagesklinisch durchgeführten Eingriffen entfiel fast die Hälfte (47%) auf Operationen an Augen und Orbita (das sind 77% aller chirurgischen Eingriffe in diesem Bereich), vier Fünftel dieser operativen Leistungen machten Kataraktoperationen aus. Andere häufig im tagesklinischen Setting durchgeführte minimalinvasive Eingriffe betrafen Urogenitaltrakt und Bewegungsapparat, sie machten jeweils rund ein Siebentel aller tagesklinisch durchgeführten Operationen aus.
Häufigste Entlassungsdiagnosen
Ein vollstationärer Aufenthalt in einer Akutkrankenanstalt
war vor allem wegen einer Erkrankung des Kreislaufsystems (13% der Entlassungen)
oder einer Verletzung bzw. Vergiftung (12% der Fälle) notwendig. Wegen
Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Verdauungssystems sowie
wegen bösartiger Neubildungen wurden jeweils rund 10% aller Patientinnen
und Patienten vollstationär behandelt. Dagegen waren Augenerkrankungen
die häufigste Ursache für einen Null-Tagesaufenthalt in einer Akutkrankenanstalt,
sie betrafen knapp 37% aller tagesklinisch betreuten Patientinnen und
Patienten. Weitere 11% erhielten eine Krebsbehandlung im tagesklinischen
Setting (zumeist Chemotherapien bzw. Bestrahlungen); gegenüber dem
Jahr 2016 kam es hier zu einem Rückgang von
Detaillierte Ergebnisse finden Sie auf unserer Webseite.
Informationen
zur Methodik, Definitionen: Die Spitalsentlassungsstatistik wird
seit 1989 erhoben. Als Sekundärstatistik basiert sie auf der gesetzlich
verpflichtenden Diagnosen- und Leistungsdokumentation aller österreichischen
Krankenanstalten, seit 1997 im Rahmen der leistungsorientierten Krankenanstalten-Finanzierung
(LKF). Statistik Austria veröffentlicht jährlich die Statistik der
Spitalsentlassungsfälle nach Hauptdiagnose zum Zeitpunkt der Entlassung
sowie die Statistik der medizinischen Einzelleistungen.
Die Spitalsentlassungsstatistik ist keine personenbezogene, sondern
eine fallbezogene Statistik, das heißt
Mehrfachaufnahmen einer Person innerhalb eines Berichtsjahrs sind auch
mehrfach enthalten.
In der Berechnung der durchschnittlichen Aufenthaltsdauer
sind die tagesklinischen Null-Tagesaufenthalte,
bei denen die Aufnahme und die Entlassung am selben Tag erfolgen, nicht
enthalten. Dieser Berechnungsmodus entspricht den internationalen Vorgaben.
Als vollstationäre Aufenthalte werden
Spitalsaufenthalte mit mindestens einer Übernachtung bezeichnet. Gezählt
werden hier die Mitternachtsstände.
Das Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz
stellt jährlich Daten über die in den Krankenhäusern vorhandenen
Ressourcen in personeller, apparativer und räumlicher Hinsicht sowie
Kennzahlen zur Inanspruchnahme der Krankenhäuser aus der Krankenanstalten-Statistik
zur Verfügung.
Die Daten zu den Spitalsentlassungen, Spitalsbetten und Personalzahlen
werden von Statistik Austria jährlich an die OECD, EUROSTAT und die
WHO gemeldet und in deren Datenbanken und Publikationen veröffentlicht.
Rückfragen zum Thema beantwortet in der Direktion
Bevölkerung, Statistik Austria:
Mag. Michaela Prammer-Waldhör, Tel.:
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Bundesanstalt Statistik Österreich
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