Pressemitteilung:
Öffentlicher Schuldenstand lag Ende September 2020 bei 300,2 Mrd. Euro oder 79,1% des BIP, Defizit im 3. Quartal 5,7 Mrd. Euro oder 6,0% des BIP
Wien, 2020
"Im 3. Quartal 2020 betrug die Staatsverschuldung in Österreich 300,2 Mrd. Euro. Trotz einer gewissen Erholung im Vergleich zum Vorquartal belastet die Corona-Krise den öffentlichen Haushalt massiv. Im 3. Quartal lag die Staatsschuldenquote heuer bei 79,1% und damit um 8,0 Prozentpunkte über dem Vorjahresquartal", so Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas.
Die Schuldaufnahme in den ersten beiden Quartalen 2020 bei der Kerneinheit Bund ging mit einem hohen Anstieg an Einlagen (bzw. Guthaben) auf der Aktivseite einher. Das bestätigte, dass die Auszahlungen aus den diversen Corona-Hilfspaketen zwar schon teilweise erfolgten, nebenbei aber auch vorsorglich neue Verbindlichkeiten eingegangen wurden, um zukünftige Corona-Hilfen zu finanzieren.
Diese Saldenmechanik ist nun auch für die Entwicklung des Schuldenstands im 3. Quartal 2020 ausschlaggebend, da in dieser Periode die Einlagen auf der Aktivseite bei der Kerneinheit Bund deutlich reduziert wurden, um weitere Corona-Hilfspakete zu finanzieren. Anderseits kam es im 3. Quartal 2020 zu verstärkten Tilgungen bei der Kerneinheit Bund, was zu einem deutlichen Rückgang der Gesamtverbindlichkeiten führte, trotz der anhaltenden finanziellen Belastungen durch die Pandemie.
Die Erholung des Schuldenstands im 3. Quartal 2020 stellt eine Momentaufnahme dar, die auch im Zusammenhang mit dem starken Anstieg in den beiden Vorquartalen zu beurteilen ist.
Neben dem Bundessektor gab es auch beim Sozialversicherungssektor einen starken Rückgang des öffentlichen Schuldenstands. In diesem Sektor kommt es jedoch durch kurzfristige Finanzierungen regelmäßig zu starken unterjährigen Schwankungen.
Auch der Gemeindesektor konnte insgesamt einen leichten Schuldenabbau verbuchen. Auf der Bundesländerebene gab es hingegen einen leichten Anstieg der Verbindlichkeiten.
Öffentliches Defizit im 3. Quartal bei 6,0%
Das öffentliche Defizit betrug im 3. Quartal 2020 6,0% des vierteljährlichen Bruttoinlandsprodukts (BIP) bzw. 5,7 Mrd. Euro. Im Vergleich zum 3. Quartal 2019 bedeutet das eine Verschlechterung um 7,8 Mrd. bzw. 8,1% des vierteljährlichen BIP (3. Quartal 2019: öffentlicher Überschuss in Höhe von 2,1 Mrd. Euro bzw. 2,1% des vierteljährlichen BIP).
Detaillierte Ergebnisse bzw. weitere Informationen zur Staatsverschuldung und zum öffentlichen Defizit finden Sie auf unserer Webseite.
Methodische
Informationen, Definitionen: Der öffentliche Schuldenstand wird
in der EU-Verordnung Nr. 220/2014 definiert. Anknüpfungspunkt für die
Klassifikationen in dieser EU-Verordnung ist dabei das Europäische
System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG 2010, EU-Verordnung
Nr. 549/2013). Die einzelnen Teilsektoren des Staates umfassen die Gebietskörperschaften
("Kerneinheiten") sowie die ihnen zugeordneten ausgegliederte
Einheiten und Kammern. Kerneinheit Bund:
Ohne außerbudgetäre Einheiten.
Da bei der Berechnung des öffentlichen Schuldenstands die Forderungen
gegenüber anderen staatlichen Stellen abgezogen werden ("intergovernmentale
Forderungen" bzw. "konsolidierte Darstellung"), sind
bei der Interpretation der Veränderung des Schuldenstands sowohl die
Entwicklung der Verbindlichkeiten als auch der intergovernmentalen Forderungen
zu berücksichtigen. Das gilt sowohl für den Staat insgesamt als auch
für die Beiträge der einzelnen Teilsektoren zum öffentlichen Schuldenstand.
Die Verbindlichkeiten des Sozialversicherungssektors, die stark zurückgingen,
waren am Ende des 1. Quartals 2020 niedriger als die intergovernmentalen
Forderungen, sodass dieser Teilsektor einen "negativen" Beitrag
zum öffentlichen Schuldenstand leistete. Die für die Konsolidierung
relevanten Forderungen des Sozialversicherungssektors bestehen hauptsächlich
aus Bundesanleihen der Republik Österreich.
Grundlage für das öffentliche Defizit im 3. Quartal 2020 sind die vorläufigen
Rechnungsabschlusszahlen des Bundes, der Länder und der Gemeinden sowie
die vorläufige Finanzstatistik des Dachverbandes der Sozialversicherungsträger.
Sonstige Einheiten des Sektors Staat werden auf Basis vorhandener Informationen
geschätzt.
Rückfragen zum Thema beantwortet in der Direktion
Volkswirtschaft, Statistik Austria:
Mag. Lukas DÖRFLER, Tel.:
Medieninhaber, Hersteller und Herausgeber:
Bundesanstalt Statistik Österreich
1110 Wien, Guglgasse 13, Tel.:
presse@statistik.gv.at
© STATISTIK AUSTRIA