Pressemitteilung:
Internationaler Frauentag 2020: Frauen holen bezüglich Bildungsniveau und Erwerbstätigkeit auf; Teilzeit und niedrigere Erwerbseinkommen führen zu größeren sozialen Risiken
Wien, 2020
Frauen haben bei der Bildung stark aufgeholt und sind häufiger erwerbstätig
Bezogen auf das Bildungsniveau der Bevölkerung im Alter von 25 bis 64 Jahren verfügten 2017 33,3% der Frauen und 27,3% der Männer über den Abschluss einer mittleren oder höheren Schule. Der Anteil der Frauen mit Hochschul- oder Akademieabschluss lag bei 19,2% und damit ebenfalls über jenem der Männer mit 15,9% (siehe Tabelle 1).
Die Erwerbstätigenquote der 15- bis 64-jährigen Frauen stieg im Zeitvergleich von 58,5% (1998) auf 64,8% (2008) und 68,6% (2018; Männer: 77,4%). Die verstärkte Teilnahme der Frauen am Arbeitsmarkt ist jedoch in erster Linie auf die steigende Zahl von Teilzeitbeschäftigten zurückzuführen. Die Teilzeitquote der Frauen erhöhte sich von 30,7% im Jahr 1998 über 41,6% im Jahr 2008 auf 47,5% im Jahr 2018. Bei Männern hat Teilzeitbeschäftigung ebenfalls zugenommen, sie ist mit einem Anteil von 11,2% (2018) aber von vergleichsweise geringer Bedeutung (siehe Tabelle 2).
Vereinbarkeit von Beruf und Familie bleibt Frauensache
Vor allem Frauen mit Kindern unter 15 Jahren sehen besonders häufig in der Teilzeitbeschäftigung die einzige Möglichkeit, neben den Betreuungsaufgaben einer Erwerbstätigkeit nachzugehen. 2018 waren 73,0% der Frauen im Alter von 25 bis 49 Jahren mit Kindern unter 15 Jahren teilzeitbeschäftigt. Die Teilzeitquote 25- bis 49-jähriger Männer mit Kindern unter 15 Jahren lag bei 6,4% und damit unter dem Anteil der Männer ohne Kinder (11,6%).
Ein wesentlicher Faktor für die Vereinbarkeit von
Beruf und Familie ist die Kinderbetreuung. Der Anteil der in Kindertagesheimen
betreuten Kinder erhöhte sich bei den bis Zweijährigen von 14,0% (2008)
auf 26,5% (2018) und bei den Drei- bis Fünfjährigen von 86,5% auf
93,4%. Mehr als ein Fünftel der Kindergärten sperrt allerdings vor
Frauen verdienen nach wie vor weniger als Männer
Die hohe Teilzeitbeschäftigung der Frauen spiegelt
sich auch in niedrigeren Erwerbseinkommen wider. Insgesamt verdienten
Frauen 2018 um 36,7% brutto pro Jahr weniger als Männer. Das mittlere
Bruttojahreseinkommen der Frauen betrug laut Lohnsteuerdaten 2018
Lohnunterschied trotz Rückgang über dem EU-Durchschnitt
Im EU-Vergleich zählt Österreich nach wie vor zu den Ländern mit den höchsten Gender Pay Gaps. Vergleicht man gemäß der Definition von Eurostat die durchschnittlichen Bruttostundenverdienste von Frauen und Männern in der Privatwirtschaft, dann hat sich der Gender Pay Gap in Österreich von 25,1% (2008) auf 19,6% (2018) verringert (siehe Tabelle 4). Österreich liegt damit weiterhin deutlich über dem europäischen Durchschnitt von 15,7% (2018) und wechselte im Zehnjahresvergleich vom drittletzten Rang auf den fünftletzten Rang (Ländervergleich siehe Grafik).
Gemäß EU-Definition sind durch die Verwendung der Stundenverdienste Unterschiede in der Arbeitszeit bereits berücksichtigt. Weitere strukturelle Ungleichheiten, etwa dass Frauen öfter in schlechter bezahlten Berufen und Branchen arbeiten oder seltener in Führungspositionen zu finden sind als Männer, werden nicht in die EU-Berechnung einbezogen. Analysen von Statistik Austria für das Jahr 2014 zeigen, dass weniger als die Hälfte des Gender Pay Gap erklärt werden kann, wenn Unterschiede nach Branche, Beruf, Bildungsstand, Alter, Dauer der Unternehmenszugehörigkeit, Voll-/Teilzeit, Art des Arbeitsvertrags, Region und Unternehmensgröße, im Modell berücksichtigt werden. Ausgehend von einem Gender Pay Gap von 22,2% (2014) blieben damit 13,6% unerklärt.
Niedrigere Erwerbseinkommen führen zu höheren sozialen Risiken
Die niedrigeren Erwerbseinkommen und Versicherungsverläufe, die vor allem durch Kindererziehung Lücken aufweisen, führen bei Frauen insgesamt auch zu niedrigeren Pensionen.
Gemäß den Daten des Dachverbandes der österreichischen
Sozialversicherungsträger betrug die mittlere monatliche Alterspension
der Frauen im Jahr 2018 982 Euro und jene der Männer
Laut der Erhebung EU-SILC 2018 waren 26% der alleinlebenden Pensionistinnen und 15% der alleinlebenden Pensionisten armutsgefährdet. Ein-Eltern-Haushalte – das sind fast ausschließlich Frauen mit ihren Kindern – haben mit 37% das höchste Armutsrisiko aller Haushaltstypen.
Detaillierte Ergebnisse sowie weitere Informationen zur Gender-Statistik finden Sie auf unserer Webseite.
Informationen
zur Methodik, Definitionen:
Erwerbstätigenquote: Erwerbstätige
im Alter von 15 bis 64 Jahren bezogen auf die gleichaltrige Bevölkerung.
Bis 2003 Mikrozensus, Durchschnitt der Erhebungen im März, Juni, September
und Dezember. Ab 2004 Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung, Jahresdurchschnitt
über alle Wochen.
Teilzeitquote: Anteil der teilzeitbeschäftigten
Personen an allen Erwerbstätigen. Bis 2003: Klassifikation Vollzeit/Teilzeit
nach Stundengrenze (bis 35 Stunden). Ab 2004 nach Selbstzuordnung.
Bruttojahreseinkommen: Mittlere (Median-)Bruttojahresbezüge
gemäß § 25 Einkommensteuergesetz (inkl. Sonderzahlungen) auf Basis
der Lohnsteuerdaten für alle unselbständig Beschäftigten sowie für
ganzjährig Vollzeitbeschäftigte (ausgenommen Lehrlinge).
Gender Pay Gap: Geschlechtsspezifischer Lohnunterschied (ohne Anpassungen) gemäß
Eurostat bezogen auf die Differenz zwischen den durchschnittlichen
(arithmetisches Mittel) Bruttostundenverdiensten von Frauen und Männern
in Unternehmen mit zehn und mehr Beschäftigten in der Privatwirtschaft
(ohne Land- und Forstwirtschaft; öffentliche Verwaltung). Basis sind
Unternehmensdaten, die in der gesamten Europäischen Union alle vier
Jahre nach harmonisierten Standards erhoben werden. In Österreich leisteten
zwischen
Pensionen: Mittlere (Median) Alterspensionen (ohne zwischenstaatliche
Teilleistungen) auf Basis der Daten des Dachverbandes oder österreichischen
Sozialversicherungsträger (ohne Sonderzahlungen).
Armutsgefährdung: Als armutsgefährdet
werden laut der Erhebung EU-SILC jene Personen bezeichnet, deren äquivalisiertes
Haushaltseinkommen unter einer Armutsgefährdungsschwelle von 60% des
Medians liegt. Für 2018 liegt der Median des Äquivalenzeinkommens
bei
Rückfragen zum Thema beantwortet in der Direktion
Bevölkerung, Statistik Austria:
Mag. Tamara GEISBERGER, Tel.:
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